Die Freiwillige Feuerwehr Neckarbischofsheim ist mittlerweile 145 Jahre alt. Sie ist damit eine der ältesten Freiwilligen Feuerwehr unseres Landkreises.

Die Gründung der Wehr geht zurück auf den großen Brand im Jahre 1859. Damals erkannte das Bezirksamt Neckarbischofsheim die Notwendigkeit, für die beiden Städte Neckarbischofsheim und Waibstadt eine "Feuerwache" aufzustellen. Bis zur Gründung der Wehr 1864 vergingen allerdings noch einige Jahre.
Wir haben die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Neckarbischofsheim in einzelne Zeitabschnitte und Einzelereignisse gegliedert. Auszüge aus dem Original-Protokollbuch des Jahres 1869 sowie alte Einzelaufzeichnungen aus vergangenen Jahrzehnte dienen der Auflockerung der Zeittafel.

1864 - Gründung

3. Februar 1864 - Gründungsversammlung mit den ersten Wahlen. 87 Männer hatten zwei Tage zuvor verbindlich ihren Eintritt in die Feuerwehr erklärt.

Am 27. Oktober 1863 übersandt das Bezirksamt Neckarbischofsheim an die Gemeinderäte der Städte Neckarbischofsheim und Waibstadt ein Schreiben wegen der Einführung der Feuerwehr." In Neckarbischofsheim rief man sofort zum Eintritt in die "Feuerwache" auf. Bereits am 3. November konnte dem Amt mitgeteilt werden, dass sich 87 Männer "zum freiwilligen Eintritt in die Feuerwache" bereiterklärt haben.

Ende Dezember lud dann das Berzirksamt die Gemeinderäte von Neckarbischofsheim und Waibstadt zusammen mit den beiden Ratschreibern und sachverständigen Personen ("welche als Vorgesetzte der Feuerwehr in Aussicht genommen sein dürften") zu einer Sitzung in das Rathaus in Neckarbischofsheim ein, um den Entwurf der Statuten zu beraten und endgültig festzulegen. Außerdem sollte ein Beschluss über die Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen und den Beginn der Einrichtung der Feuerwehr gefasst werden. Der Tag der Versammlung am 29. Dezember 1863 war also der "Geburtstag" der "Freiwilligen Feuerwehr Neckarbischofsheim". Die ordentliche Gründungsversammlung fand schließlich am 3. Februar 1864 statt.

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"Requisiten und Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehren"

 

1864 - 1889

1864 - 1889 - Gute zwei Jahre nach Gründung der Wehr äußerten einige Mitglieder in einem Schreiben an den Gemeinderat, dass "dieses Institut ihrem Untergang entgegengeht". Von "Schläfrigkeit des Kommandanten" und "Schlendrian" war die Rede. Aber auch sonst lief nicht alles reibungslos.

Der damalige Kommandant Hase hingegen beklagte mangelnde Unterstützung vom Gemeinderat und den Mannschaften und sprach von "jungen Rebellen". Ein entsprechendes Rücktrittsgesuch des Kommandanten wurde vom Gemeindrat abgelehnt und er blieb bis zum Jahr 1967 noch im Amt.

Dokumentiert ist auch ein Fall, als man der Feuerwehr ins Handwerk pfuschen wollte. So geschah es während eines Brandes im Mai 1877, dass ein Gemeinderat den Feuerwehrmännern Befehle erteilen wollte. Da der zuständig Obmann sich dies nicht gefallen ließ, kam es zu einem heftigen Wortwechsel, in dessen Verlauf die Feuerwehrleute als "Feiglinge" bezeichnet und der Obmann geohrfeigt wurde.

Ein Höhepunkt war der 30. Mai 1869, als im Ort der Feuerwehrtag des Elsenzgauverbandes abgehalten wurde. Acht Wehren mit insgesamt 282 Mann waren zu einer Übung und zum gemütlichen Beisammensein gekommen.

Die Wehr hatte spätestens seit Ende 1869 vier Abteilungen ("Mannschaften"): Die Steigmannschaft, die Rettungsmannschaft und die Mannschaften der beiden Spritzen. Die Zahl der aktiven Mitglieder lag in dieser Zeit zwischen 80 und 100 Mann. Finanziell war man auch gut gestellt: Beim "Vorschußverein" (Volksbank) waren ständig zwischen 900 und 1000 Mark angelegt.

Im Jahr 1879 musste die Wehr unter anderem zu Bränden in Epfenbach und Bargen ausrücken. Begleitet wurden die Spritzenmannschaften jeweils von einem Hornisten, der ein entsprechendes Einsatzsignal gab.

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1889 - 25 Jahre Jubiläum

(1889) Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen der Feuerwehr Neckarbischofsheim mit Fahnenweihe.

Zu einem Höhepunkt wurde das Jahr 1889, sicher zugleich auch eine Bewährungsprobe für den neuen Kommandanten Ludwig Klauser. Neckarbischofsheim rüstete sich zum Jubiläum seiner Feuerwehr, und die Damen stifteten aus diesem Anlass eine Fahne, welche die Leipziger Firma Hanicke lieferte. Umdiese Fahne gab es zunächst einen kräftigen Wirbel. Da war doch tatsächlich ein Feuerwehrmann der Meinung, durch den Bischof im Wappen wirke die Fahne "katholisch" und außerdem "zu kirchlich". Es sei für ihn nicht zumutbar, "hinter einer katholischen Fahne herzulaufen." Er forderte darum eine Änderung der Darstellung auf der Fahne. Auf der Generalversammlung war man über den Beschwerdeführer empört, zumal man allgemein mit dem Entwurf zufrieden war. Der Feuerwehrmann erhielt einen schriftlichen Verweis und man drohte ihm den Ausschluss an, sollter "weitere missbillige Äußerungen" über die neue Fahne machen.

Das Stiftungsfest, das vom 29. Juni bis 1. Juli gefeiert wurde, war offensichtlich ein großer Erfolg. 13 Feuerwehren waren mit insgesamt 500 Mann gekommen. Höhepunkt war die Brandübung an der Schule, die Fahnenweihe und die Überreichung der vom Großherzog gestifteten Ehrenzeichen für 25-jährigen Dienst in der Feuerwehr an sieben Mitglieder. In die Festrede von Pfarrer Schmitthenner brach jedoch ein Gewitterregen herein, der den Festplatz unter Wasser setzte. Am Abend war dann Tanz im "Hirsch" und im "Schwanen".

Am folgenden Tag sollte für die einheimische Feuerwehr ein Ausklang auf dem Festplatz sein. Als jedoch das Signal zum Sammeln geblasen wurde und das "Korps" mit Fahne und Musik zum Festplatz zog, lief alles mit, was Beine hatte, selbst "Männlein und Weiblein", welche das ganze Jahr über oder bei sonstigen Anlässen sich immer fern hielten" kamen mit und die Stimmung sei so gewaltig gewesen - weiß der Chronist zu berichten -, dass allein der Nachmittag viel zu kurz erschien.

 

1889 - 1914

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Auszug aus der Original-Stammrolle

(1889 bis 1914) Das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts scheint verhältnismäßig ruhig gewesen zu sein. Laut Protokollbuch kam die Geselligkeit nie zu kurz. Von Ausflügen nach Hüffenhardt und Siegelsbach (1890), sowie vom Theaterabend mit Tanz (1893) im Gasthaus Hirsch ist unter anderem die Rede.Gebrannt hat es in dieser Zeit siebenmal.

Das neue Jahrhundert brachte offensichtlich frischen Wind in die Feuerwehr. Als Kommandant wiedergewählt wurde Heinrich Ruppert. Schriftführer wurde Samuel Jeselsohn, dessen gründlich geführtes Protokollbuch noch heute erhalten ist und als Grundlage für diese Chronik dient.

In diesen Zeitraum fällt auch die Anschaffung einer mechanischen Schiebeleiter, die für 800 Mark bei der Firma Magirus in Ulm gekauft worden war.

Am 4./5. Juni 1902 führten wolkenbruchartige Regengüsse in "Obergimpern und Umgebung" zu Hochwasser beim hiesigen Postamt und bei der Pulvermühle.

Im gleichen Jahr brach am 22./23. Oktober in der Schulscheune ein Feuer aus, das rasch auf drei weitere Scheunen und drei Wohnhäuser übergriff. Ein Übergreifen auf die Nachbargebäude, vor allem die Schule, konnte verhindert werden. Der Brand war nach vier Stunden unter Kontrolle. Die angerückte Adersbacher Wehr brauchte nicht mehr eingreifen und die zum Abmarsch bereit stehenden Waibstadter konnten wieder nach Hause gehen.

Ab 1905 sind verhältnismäßig viele Brände verzeichnet. Vor allem Wohnhäuser mit Scheunen vielen den Flammen zum Opfer. 1910 versank die Sägemühle in Schutt und Asche. In den Nachbarorten wurde wurde die Wehr mit ihren Löschspritzen auch tätig: Helmhof (1892), Untergimpern (1902), Waibstadt (1904), Flinsbach (1907), Helmstadt (1910), Adersbach (1911). In Adersbach handelte es sich um einen Scheunenbrand, der durch eine neuartige Dampfdreschmaschine ausgelöst wurde. Der Neckarbischofsheim Wehr kam die Aufgabe zu, ein Übergreifen auf die Schule zu verhindern.

Zum Schmunzeln dieser Eintrag im Protokollbuch von 1901: Im Mai war eine Zusammenkunft von Nachbarwehrn in Untergimpern. Auf dem Heimweg befahl der Ersatzobmann Scherges in Helmhof "ohne Auftrag des Kommandanten" "Halt" und veranlasste "dadurch die Abteilung zum Einkehren in die Kuchenbeisersche Wirtschaft." Für die Feuerwehr sicher eine angenehme Erfrischung, Scherges erhielt jedoch wegen dieser Eigenmächtigkeit einen schriftlichen Verweis.

 

1914 - 1945

Gruppenbild anlässlich des Jubiläums zum 50jährigen Bestehen der Wehr im Jahre 1914

(1914 - 1945) Während man 1914 noch ein großes Jubiläum feiern konnte, waren die darauffolgenden Jahrzehnte geprägt durch Kriege und Entbehrungen. Glücklicherweise blieb man in dieser Zeit im Städtchen von großen Bränden verschont.

Das Jubiläum wurde vom 27. bis 29. Juni 1914 gefeiert. Festplatz war die Auwiese gegenüber dem "Bezirkshospital". Das Festbankett fand im Kronensaal statt. An der Schule wurde die obligatorische Übung abgehalten. 45 auswärtige Wehren nahmen an den Feierlichkeiten teil.

Mit Beginn des ersten Weltkrieges mussten 26 Wehrmänner einrücken, weitere 24 folgten 1916. Dementsprechend waren die Reihen gelichtet und auch das Protokollbuch weist von da ab eine Lücke auf. Zur ersten Generalversammlung nach dem Krieg kamen am 25. Januar 1919 nur 33 Männer.

Obwohl die zwanziger Jahre durch den Währungsverfall geprägt waren, konnte die Ausrüstung verbessert werden. Im Jahr 1929 wurde die Anschaffung einer Motorspritze beschlossen, welche die alte Landspritze ersetzen sollte. Diese war schließlich schon beim großen Brand 1859 im Einsatz. Im Jahre 1934 kam zusätzlich noch eine fahrbare Motorspritze hinzu. Im gleichen Jahr wurde übrigens die "Reichsnormalkupplung" für Feuerwehrschläuche eingeführt. Beim Fest zum 65jährigen Bestehen am 30. Juni 1929 weilten 1200 Feuerwehrmänner in Neckarbischofsheim.

Mit der Machtübergreifung der Nationalsozialisten änderten sich auch die Strukturen der Feuerwehr. Schriftführer Samuel Jeselsohn wurde ein Opfer der "Arisierung" und musste sein Amt an Heinrich Arnold übergeben. Der Kommandant August Schütz wurde zum "Wehrführer" und die Wehr zur "Feuerlöschpolizei." Die Wehr aus Helmhof wurde 1937 in die Feuerlöschpolizei Neckarbischofsheim eingegliedert.

Die durch Einberufungen zum Militär geschwächte Wehr wurde vor allem durch Jugendliche der HJ verstärkt, die unabhängig von den Erwachsenen eigene Übung abhielten. Am 17. Dezember 1940 ist im Protokollbuch von einem Brand in der Unteren Mühlbachgasse die Rede. Es herrschte so grimmige Kälte, dass die Schläuche stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Bei den Bombenangriffen auf Mannheim wurde die Wehr verschiedene Male zur Löschhilfe dort eingesetzt. Der letzte Eintrag in der Chronik datiert vom Januar 1944. August Schütz wurde eingezogen und Heinrich Arnold leitete bis zum Kriegsende eine Wehr, die überwiegend aus alten Männern bestand.

 

1945 - 1949

(1945 - 1949) Auf Einladung der Gemeindeverwaltung fanden im Dezember 1945 im Gasthaus "Ritter" Gespräche über eine Reaktivierung der Feuerwehr statt.

65 Neckarbischofsheimer Männer erklärten ihren Beitritt zur Wehr. Kommandant wurde August Schütz. 1946 hatte die Wehr eine Mitgliederzahl von 87 Männern. Allerdings waren die Übungen schlecht besucht und die Militärregierung lud am 19. September 1947 zu einer Versammlung in der Schule zwecks "Neugründung und Gestaltung der Wehr." Angestrebt wurde eine Stärke von 80 bis 90 Mann. Die Beteiligung konnte jedoch nicht deutlich verbessert werden und auch die technische Ausstattung ließ zu Wünschen übrig. Eine Ergänzung war zu dieser Zeit allerding nicht möglich. August Schütz stellte wohl aus diesen Gründen 1948 sein Amt zur Verfügung. Der bisherige Stellvertreter Fritz Berner übernahm die Nachfolge.

Im Jahr 1949 war die unmittelbare Aufbauarbeit nach dem Krieg abgeschlossen. Die Feuerwehr hatte eine Stärke von 90 Mann erreicht. Zwei Motorspritzen und die alte Saugspritze waren einsatzfähig. 230 Meter Schlauch standen zur Verfügung.