Rede des Kommandanten zum Totengedenken auf dem Friedhof in Neckarbischofsheim:

Die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen unserer Feuerwehr beginnen wir mit dem Gedenken an die Toten. Für viele mag dies wie ein Ritual aus vergangenen Zeiten wirken, wie ein alter Zopf.

Wir teilen diese Meinung nicht. Denn wir sind hier auf dem Friedhof in Neckarbischofsheim zusammengekommen, um vor allem an Menschen zu denken, mit denen wir noch Zeit miteinander verbracht haben. Sie sind jetzt nur den Weg vorangegangen, den wir alle noch gehen werden. Als Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr Neckarbischofsheim standen Sie für die gleichen Ideale ein, für die auch wir noch einstehen. Sie versuchten zu ihrer Zeit den Menschen dort zu helfen, wo es nötig war und wo sie es auch konnten. Wir denken aber auch an die Menschen, die wir alle nicht persönlich kennengelernt haben. An die 87 Männer, die sich am 3. Februar 1864 zur Gründungsversammlung zusammengefunden hatten und an den ersten Kommandanten Ludwig Hase. Beachtet die alten Neckarbischofsheimer Familiennamen Benz, Neuwirth, Piot, Schütz, Hauck, Haffelder, Sauerzapf oder Bräumer, die in den ersten Chronik-Jahrzehnten genannt werden und deren Söhne noch heute in den Abteilungen der Feuerwehr vertreten sind. Wer erinnert sich an Samuel Jeselsohn, der seit 1900 ununterbrochen mit größter Sorgfalt das Protokollbuch geführt hatte, ehe er 1935 im Zuge der Arisierung fast kommentarlos aus den Aufzeichnungen verschwand.

Sie alle hatten das Ziel, in Not geratenen Mitmenschen zu helfen, Leben und Sachwerte zu retten und zu schützen. Sie wollten allen Menschen helfen, egal welcher Rasse, Nation, Hautfarbe oder Religion sie angehörten. Getreu dem Motto des heiligen Sankt Florian, dem Schutzpatron der Feuerwehr: Wir sind alle Brüder.

Ich wünschte mir, wir würden heute wieder mehr nach seinen Motiven leben. Zu Gegenwärtig sind Gewalt und Unmenschlichkeit auf dieser Welt. Auch in unserem Land, in unserem Ort.

Wenn eine Million Menschen irgendwo in der Welt sterben, verändert deren Tod unser Leben nicht. Wenn nur ein Mensch aus unserem persönlichen Umkreis stirbt, verändert dieser Tod unser ganzes Leben.

Durch den Tod eines geliebten Angehörigen, eines Freundes oder Kameraden werden alle bisherigen Werte für das Leben völlig geändert.

Was vorher noch wichtig war, tritt danach in den Schatten!
Was vorher noch ein Zukunftsplan war, danach nur noch Vergangenheit!
Was vorher noch Freude war, ist jetzt nur noch Trauer!
Was vorher Sicherheit war, ist dann Angst vor der Zukunft!
Der Tod schlägt häufig erbarmungslos zu. Er fragt nicht nach Sinn oder Gerechtigkeit.

 

Unser christlicher Glaube gibt den Trauernden Trost, denn ob es unser verstorbener Vater, unsere verstorbene Mutter oder unser verstorbener Ehepartner, Freund oder Kamerad gewesen ist, sie alle sind nur vorausgegangen. Die wahren Werte im Leben anzustreben, dies geben unsere Verstorbenen uns als Mahnung und Verpflichtung mit auf den Weg.

Sucht den Frieden und die Versöhnung!
Achtet uns aller Freiheit und Frieden!
Seht die Not und bietet eure Hilfe an!
Seid Vorbild!

 

Wir gedenken aller gefallenen und verstorbenen Kameraden, die uns im Laufe der vergangenen 150 Jahres verlassen haben. Wir gedenken Ihrer in Dankbarkeit und Ehrerbietung für ihre Tätigkeit zum Wohle der Allgemeinheit. Wir gedenken weiterhin aller Kameraden, die in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben lassen mussten.